Fern von Moskau, in der Waldsteppe Westsibiriens, liegt Russlands drittgrößte Stadt. Als Verkehrsknotenpunkt entstanden, am Reißbrett entworfen, nach dem Zerfall der Sowjetunion den Kräften des freien Marktes überlassen, zählt Nowosibirsk heute zu den führenden Handels-, Kultur-, und Wissenschaftszentren des Landes. Die sozialistische Architektur der Großwohnsiedlungen, die glitzernden Fassaden der neuen Hochhaustürme und die seit der Gründung existierenden Selbstbausiedlungen sind Ausdruck schnellen Wandels. Im Übergang entstehen neue urbane Landschaften und unkontrolliert freie Zonen. So wie die dichte, dem Winter trotzende Struktur und Materialität des öffentlichen Raums prägen sie den Alltag von Nowosibirsk.
Sun City Nowosibirsk geht der Frage nach, was sich anhand eines Blickes auf diese Metropole über gegenwärtige Verstädterungsprozesse lernen lässt. Anhand des in Nowosibirsk zu beobachtenden Spannungsfeldes zwischen einer vormals zentralstaatlich implementierten Masterplanung, den turbokapitalistisch produzierten Überformungen der Gegenwart sowie den informellen Strukturen, die wie in den meisten Agglomerationen jenseits von Euro-Amerika eine spezifische Form von Urbanität generieren, können weit über Siberien hinausreichende Fragen der Stadtproduktion verhandelt werden.
Mit Beiträgen von Tatiana Barchunova, Philipp Goll, Stephan Lanz, Alexandr Lozhkin, Ivan Nevzgodin, Stefanie Peter, Konstantin Ponomarev, Igor Viktorovič Popowskij, Bettina Vismann und Kathrin Wildner
Stephan Lanz, Stefanie Peter und Kathrin Wildner (Hg.)
Sun City Nowosibirsk. Transformationen einer sibirischen Metropole
metroZones 14, Spector Books, Leipzig, 2018, deutsch/russisch / ISBN: 978-3-95905-165-1
Das Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Nowosibirsk