metroZones.Saloon #7, 7.2.2013: moritzplatzmachen.info. Wie konkret ist die creative industry?

Donnerstag, 19 Uhr, Bona-Peiser-Stadtteilbibliothek, Oranienstr. 72, 10997 Berlin-Kreuzberg.

Wie kaum ein anderer Ort in Kreuzberg erfuhr der Moritzplatz in den vergangenen fünf Jahren eine grundlegende Kursänderung seines Stadtentwicklungspfads. In den 1970er Jahren wurde er als Untergrund einer Autobahnüberbauung eingeplant, in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren war er als Standort eines Ost-West-Handelszentrums vorgesehen. Tatsächlich verwandelte er sich unerwartet und ohne Masterplan seit Beginn der 2010er Jahre in ein wachsendes Cluster der Kreativindustrie.

Das betahaus, ein „coworking space for creative minds“, zog 2009 an den Platz. Im selben Jahr etablierte sich der mobile Prinzessinnengarten. 2010 richtete etsy, ein „Online-Marktplatz für Handgemachtes“ einen Block südlich vom Platz seine Europazentrale ein. Und schließlich öffnete 2011 das Aufbau Haus, „Berlins neues Kreativzentrum am Moritzplatz“. Neben dem Verlag, einem Buchladen, einem Theater und einer Galerie beherbergt es das Kreativkaufhaus planet modulor und zahlreiche Werkstätten. Kurzum: Wie bei einem Magnet gruppiert sich am Moritzplatz eine neue kreative Klasse.

Diese neue materielle und diskursive Situation wollen wir erkunden. Zum einen geht es uns darum, die (Platz-)Macher und ihre Motive zu verstehen: Wer und was ist eigentlich die sogenannte Kreativindustrie? Zum anderen fragen wir, warum diese Akteure gerade am Moritzplatz zusammenkommen: Wieso zeigt sich hier eine so deutliche räumliche Konzentration? Und welche Auswirkungen hat das „Modell Moritzplatz“ auf die Stadtentwicklung Kreuzbergs und darüber hinaus?

Die Bona-Peiser-Stadtteilbibliothek scheint uns ein besonders adäquater Ort für unsere Veranstaltung zu sein. Die Bibliothek besteht seit den 1960er Jahren und gehört somit zur kulturellen Geschichte des Ortes. Zugleich bedient sie die lokale Wohnbevölkerung und ist daher auf besondere Weise mit dem Stadtteil verwoben. Von hier aus lässt sich die jüngste Situation am Platz mit der nötigen Distanz und Schärfe analysieren.

Gäste:
Marco Clausen (Geschäftsführer Prinzessinnengarten)
Christoph Fahle (Mitbegründer betahaus)
Anne Haucke (Kulturwissenschaftlerin, Europa-Universität Viadrina)
Matthias Koch (Verleger/Investor Aufbau Haus)
Andreas Krüger (Entwickler Planet Modulor)
Janet Merkel (Sozialwissenschaflerin, Wissenschaftszentrum Berlin)